Chiara Aichele: Benzin im Blut, Stil im Herzen und eine Vision für die Zukunft

Chiara Aichele: Benzin im Blut, Stil im Herzen und eine Vision für die Zukunft

Markus Herzberg: Chiara, du bist Modedesignerin, Eventmacherin und leidenschaftliche Motorradfahrerin – eine spannende Mischung! Gibt es einen roten Faden, der sich durch all diese Bereiche zieht?

Chiara Aichele: Mit der Ausbildung zur Modedesignerin hat alles begonnen. Die Leidenschaft für Motorräder und Oldtimer war aber schon damals ein grosser Bestandteil in meinem Leben. Vor allem finde ich es klasse, das man meistens erkennt, welche Person zu welchem Fahrzeug gehört. Der Stil und das Design des KFZ passen fast immer hervorragend zusammen. Der Bereich Event rundet dann alles ab - hier lässt sich alles miteinander vereinen.

Markus Herzberg: Motorräder, Oldtimer, Fashion – das klingt nach einer Welt voller Geschichten und Emotionen. Erinnerst du dich an den Moment, in dem du gemerkt hast: Das ist genau meine Welt, hier gehöre ich hin?

Chiara Aichele: Mit 13 war ich zum ersten mal auf dem Event „Wheels and Waves“ in Biarritz. Als ich dort im Ort sass, die Motorräder an mir vorbei fuhren und ein Getümmel von Menschen um mich herum, die alle leidenschaftlich über Ihre Erfahrungen mit dem Motorrad sprachen, wusste ich, genau das ist es! Leidenschaft, Fahrspass und das Erleben gehört einfach zusammen. Da möchte ich Part of it sein.

Markus Herzberg: Du hast mit “Ciaradumonde” deine eigene Marke etabliert und gleichzeitig mit deinem Vater eine Kult-Veranstaltung ins Leben gerufen. Kreativität auf der einen, Benzin im Blut auf der anderen Seite – wie beeinflussen sich diese beiden Welten gegenseitig?

Chiara Aichele: All meine Themen basieren auf Kreativität und Leidenschaft. Das ist bei mir die Grundvoraussetzung, wenn ich eine Marke oder ein Event anpacke. 

Markus Herzberg: Du bist in einer Familie aufgewachsen, in der Geschwindigkeit eine grosse Rolle spielt. War es für dich selbstverständlich, diesen Weg zu gehen, oder gab es einen Moment, in dem du bewusst gesagt hast: Ja, das ist mein Ding!

Chiara Aichele: Lange Zeit habe ich meinen Vater auf die verschiedensten Events begleitet und irgendwann wurde mir klar. Ab jetzt möchte ich nicht mehr als Fan an der Strecke stehen, sondern selbst fahren und angefeuert werden. Dann ging alles sehr schnell. 2018 fuhr ich mein erstes „richtiges“ Rennen in Monthlèry. 20 Kilometer südlich von Paris wurde diese Strecke 1924 konzipiert - vor allem für Rekordfahrten. Die grösste Herausforderung der Rennstrecke sind die Steilwandkurven. Mit Herzklopfen stand ich am Start mit meiner damaligen Honda, zwischen all denjenigen, die ich kurz zuvor noch so bewunderte. Jetzt musste ich beweisen, dass ich das auch kann.

Markus Herzberg: Der “Kilomètre Lancé” in St. Moritz hatte in kürzester Zeit Kultstatus erreicht. Was waren die besten Momente in diesem Projekt – vielleicht eine Situation, in der du dachtest: “Wow, passiert das wirklich!”? 

Chiara Aichele: Das war der Moment, als ich früh morgens gegen sieben Uhr am Flughafen ankam. Das ganze Gelände war in mystischen Nebel gebettet. Die ersten Teilnehmer waren bereits dabei, die Fahrzeuge für den Kilometer-Sprint vor zu bereiten. Ich schaute mich um und hatte Tränen in den Augen All diese tollen Leute und die spektakulären Fahrzeuge waren wegen uns gekommen. Das war unglaublich!

 

Markus Herzberg: Deine Leidenschaft für klassische Motorräder hat dich unter die Top 3 der “Bike Woman of the Year” gebracht. Was fasziniert dich so an diesen Maschinen? Ist es das Design, die Technik oder das pure Fahrgefühl?

Chiara Aichele: „Wenn du die Maschine nicht ankicken kannst, dann kannst du sie auch nicht fahren“, hat einmal ein Freund zu mir gesagt. Das ist mir im Kopf geblieben. Jedes dieser historischen Motorräder funktioniert anders. Mal ist die Schaltung rechts, mal links, mal liegen die Gänge oben – und bei anderen Motorrädern sind sie nach unten angeordnet. Du musst dich wirklich höllisch konzentrieren beim Fahren, um keinen folgenschweren Fehler zu machen. Diese Herausforderung liebe ich!

Markus Herzberg: Mit Rare.Sphere habt ihr ein völlig neues, junges Konzept ins Leben gerufen. Was steckt hinter der Idee? Und was dürfen wir in Zukunft von euch erwarten – eine Revolution in der Classic-Car-Welt?

Chiara Aichele: Mir liegt es besonders am Herzen, die Oldtimer Szene zu verjüngen und ein bisschen auf zu frischen. Gemeinsam mit einem Team aus Individualisten haben wir RARE.SPHERE ins Leben gerufen – eine Bewegung, die die Social Media Car-Communitiers mit der etablierten Autowelt verbindet. Emotionen und besondere Geschichten von Fahrzeug und Fahrer(in) werden auf verschiedenen Plattformen sichtbar gemacht. Bleibt gespannt. Das nächste RARE.SPHERE ist bereits in der Planung.

Markus Herzberg: Der Early911S Porsche mit Pepita-Design wird dieses Jahr auf einigen Events für Aufsehen sorgen. Was hat dich zu diesem Look inspiriert? Gibt es eine besondere Geschichte hinter diesem Design?

Chiara Aichele: Der „Pepita“ wurde als Botschafter von RARE.SPHERE erdacht und ist eine Hommage an 60 Jahre Pepita. Elemente von Prägenden Porsche-Designern sind hierbei inkludiert. Die überzogene Knieleiste ist sogar ein Gruss in die Neuzeit (992). Handwerklich wurde der 911 S vom Restaurierungs-Spezialisten Early 911S umgesetzt. Der „Pepita“ hat dieses Jahr einige Stopps geplant. Stay tuned.

Markus Herzberg: Dein neuer „alter“ Targa – wann dürfen wir ihn endlich bewundern? Ist das dein persönliches Dream Car? Und wie viel Care for your Dream steckt in diesem Projekt?

Chiara Aichele: Das Ziel war klar: Meinen eigenen Porsche fahren, bevor ich 30 werde. Das hat mich die letzten Jahre ziemlich angetrieben. Anfang des Jahres war es dann soweit, es ergab sich diese Möglichkeit und jetzt bin ich total verliebt in einen Targa aus dem Jahr 1974 in Perurot – obwohl ich nie ein rotes Auto wollte und immer mit einem Coupé liebäugelte. Ich werde meinen ersten 911 so oft wie möglich fahren und darüber berichten. 

 

 

 

 

 

Markus Herzberg: Die Automobil- und Motorradwelt verändert sich rasant – von neuen Technologien bis hin zu Nachhaltigkeitsthemen. Wie siehst du die Zukunft von Classic Car Events? Müssen sie sich anpassen, oder bleibt der Reiz des Klassischen unberührt?

Chiara Aichele: Grundsätzlich denke ich, das der Reiz der klassischen Fahrzeuge beständig bleibt. Dennoch muss diese Szene offener werden und neu denken, um zukunftsträchtige Events zu schaffen. Bisherige Formate wie Clubtreffen, Oldtimer-Magazine und auch die klassischen Messeformate schaffen es in meinen Augen nichtmehr, die Leidenschaft für das Hobby auf lange Sicht weiter zu geben und zu transportieren. Hier muss junger, frischer Wind rein!

Markus Herzberg: Du bist tief in der digitalen Welt verwurzelt und arbeitest an neuen Veranstaltungskonzepten. Was denkst du: Wie kann man die Faszination für klassische Fahrzeuge mit modernen Medien noch greifbarer machen?

Chiara Aichele: Das nutzen der Sozialen Medien ist für die Branche ein grosser Vorteil und ist in meinen Augen nicht mehr weg zu denken. Je länger man sich dagegen sträubt, desto mehr schwimmen einem die Felle davon. Ich selbst sehe bzw. finde Events und Aktivitäten meist online und habe dann das Ziel: Dort möchte ich gerne hin! Offen sein, neu denken und vor allem auch etwas Neues zulassen - das sehe ich als ein absolutes Muss!

Markus Herzberg: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wenn du dir ein klassisches Auto oder Motorrad aussuchen dürftest – ohne Limit – welches wäre es und warum?

Chiara Aichele: Ein Lotus Turbo Esprit - natürlich mit Skiern auf dem Dach! Und eine MV Agusta 750S aus den 70ern :)

 

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